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17. Februar 2016

Von Möbeln und Menschen- Part I

Stühle sind Krücken die der Mensch erfunden hat um sich das Sitzen zu erleichtern, in Wahrheit sorgen sie aber dafür, dass die Muskulatur verkümmert und die Haltung schlecht wird. Ein Zitat meiner Yogalehrerin.
Dennoch gibt es eine ganze Industrie die es sich zur Aufgabe gemacht hat das Sitzen, Liegen und Aufbewahren zu ermöglichen und optimieren, die Möbelindustrie. Bei der jährlich im Januar stattfindenden  internationalen Möbelmesse (IMM) präsentieren sich über 1000 Unternehmen aus mehr als fünfzig Ländern. Gemeinsam mit 12000 Fachbesuchern kann man sich über weitläufige Messehallen hinweg an den Möbel- Innovationen vorbei schieben. Also los!
Was sofort auffällt ist die detailverliebte Ausarbeitung der meisten Messestände. Möbel sollen nicht nur präsentiert, sondern Wohnen erlebbar gemacht werden. Selbstverständlich kennt man das im Ansatz aus dem Möbelhaus, aber hier findet man keine Spur von Fernsehattrappen, fünfzehn Mal dem gleichen Buch und Plastikblumen. Stattdessen auf die Möbel abgestimmte Kunstbildbände, Literaturklassiker, Plastiken aus Holz und Keramik und frische Blumen. Jeder Stand eine Inszenierung des jeweiligen Lebensgefühls. Mal minimalistisch auf Hochglanz reduziert, mal detailliert und verspielt, so als wären die Bewohner gerade erst von aufgeklappten Büchern und angetrunkenen Teekannen verschwunden.
Das Schöne ist, alles darf angefasst und ausprobiert werden, für Kunst- und Designgucker in Museen eine ganz neue Erfahrung. Vielleicht ist es nicht so gern gesehen, wenn man anfängt die Bücher aus den Regalen zu ziehen, aber das man sich auf jedes Sofa-, Sessel- und Stuhlnovum niederlassen kann, ist eine Selbstverständlichkeit. Eine wahre Wohltat bei 11 Messehallen die zu durchqueren sind.
Die Teile die einem besonders ins Auge springen sind häufig sogenannte Messestücke. Ausgefallenes das die Marke repräsentiert aber nur selten in heimischen Wohnzimmern landet. So lässt der Designer Alfredo Häberli für die Schweizer Möbelfirma de Sede kleine Lederelefanten fertigen aus den Reststücken bei der Herstellung eines Sessels aus fünf Millimeter dickem Leder. Inspiration für den Sessel ist eine Elefantenskulptur vom Flohmarkt. Die sich über den Messestand verteilende Elefantenschar ist ein Publikumsliebling aber nicht käuflich zu erwerben. Dies ist nur eines von vielen Beispielen dafür, was die Hersteller sich einfallen lassen. Teils gar nicht für die Massenproduktion Gedachtes, teils bevorzugt der Durchschnittskunde dann doch die monochromen, glatten, reduzierten Möbelstücke. Inwieweit das „neue Wohnen“ also beim Endverbraucher ankommt bleibt meistens hinter verschlossenen Türen.
Die Frage aber bleibt:  Wie werden wir in Zukunft wohnen?
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