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15. August 2013

Alaia- Weniger ist mehr

Gegenwärtig ist im NRW Forum eine Ausstellung des in Paris lebenden Couturiers Azzedin Alaia zu sehen. Das Thema sind seine Modeschöpfungen aus den letzten zehn Jahren und gezeigt werden die Kleider selbst. Man könnte meinen dies sei die naheliegenste Variante Mode zu präsentieren, doch die Erfahrung zeigt, dass oft lieber Fotos der Kreationen, gemacht von einem Fotografenstar oder Zeichnungen des Modeschöpfers gezeigt werden.
Nicht so hier, man betritt die einzelnen Räume und da sind die Kleider selbst, getragen von transparenten Plastikfrauenkörpern und positioniert auf kleinen Sockeln. Ist es im ersten Moment etwas befremdlich andächtig um die Kleider herum zu schleichen, wie sonst um eine Skulptur oder Plastik, so hat es durchaus seinen Sinn. Nicht nur weil die Alaia Roben auf Grund ihrer Materialität geradezu zum haptischen Erfahren einladen, sondern auch weil man um ein Kleid im Grunde herumgehen muss, um sie vollständig zu erfassen. Genau wie eine Skulptur ist es mehransichtig, von vorne anders als von hinten und erst das Betrachten aus mehreren Perspektiven ermöglicht das vollständige Erfassen.
Hier wird der Bezug Alaias zur Bildhauerei deutlich, der bevor er anfing sich mit Mode zu beschäftigen, am École des Beaux Arts in Tunis Skulptur studierte. So haben viele der Kleider einen skulpturalen Charakter, zeichnen sich durch die Verwendung sehr steifer Materialien wie zum Beispiel Leder aus und modelieren den Körper stark. Als Gegenbewegung zu diesen gibt es aber auch Kleider die sich sehr eng an die Körperkontur anschmiegen, die Taille und auch die Hüfte betonen indem sie, obwohl oft ausgestellt, bis unter die Hüfte stets eng sind. So sind es auch hautenge Strechkleider die in den achtziger Jahren Alaias Markenzeichen wurden und ihm den Namen „King of Cling“ ( König des Klebefolie) einbrachten. Charakteristisch für seine Arbeit ist außerdem die Verwendung außergewöhnlicher Materialien wie Samt, Leder, Chiffon oder auch Tierhaut.
Doch gerade im Kontext der Ausstellung wird sehr deutlich, dass es oftmals keine besonders teuren und ausgefallenen Materialien braucht um ein wirklich interessantes Kleid zu kreieren. Es sind gerade die einfachen Materialien die besonders viel Kunstfertigkeit erkennen lassen. So bleibt zum Beispiel der Raum mit den blütenweißen Baumwollkleidern sehr gut in Erinnerung. Denkt man zunächst vielleicht an einfache Sommerkleider, so ist doch immer ein besonderer Kniff zu finden, oftmals feine Lochstickereien oder der Stoff wirkt so steif, als hätte man aus Gips modelliert und nicht aus Stoff genäht.Bei einigen von ihnen ist der Rock so skulptural ausgearbeitet, dass er wirkt wie eine umgedrehte und aufgeblühte Tulpe.
Besonders bei den großen Abendroben fällt auf, dass das Oberteil immer sehr schlicht gearbeitet ist im Verhältnis zum üppigen, bodenlangen Unterteil. Doch es sind gerade diese, interessant drapierten und immer wieder neu erfundenen Oberteile, die den Blick auf sich lenken anstatt der bauschigen Röcke. …