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15. Mai 2013

Ein Besuch im MACBA

Ein interessantes Phänomen an Museen für zeitgenössische Kunst ist die Tatsache, dass man sie nie suchen muss. Ein Blick in den Reiseführer um das Gebäude später wieder zu erkennen ist nicht nötig, sie sind selbst erklärend. Man kommt in eine beliebige Großstadt, sieht ein monumental großes Gebäude, gerne mit Glas oder aber eine einzige riesige Betonfläche, davor ein leerer Platz und denkt: „Ach, das ist das Museum für zeitgenössische Kunst.“
In Barcelona ist das MACBA (Museu d´Art Contemporani de Barcelona) aber ein relativ neuer Anblick, 1995 eröffnet und von dem amerikanischen Stararchitekten Richard Meier entworfen, zog es nicht immer nur Begeisterung auf sich. Irgendwie verständlich, der riesige weiße Klotz fügt sich nicht gerade in die Architektur der kleinen braun-bunten aneinander gequetschten Häuschen der Altstadt ein. Vielleicht ein bisschen zu protzig schreit er: „Hallo hier bin ich!“ Wie es aber im besten Fall mit allen Bauwerken passiert, haben ihn sich die Menschen vor Ort zu eigen gemacht. Auf den Stufen sieht man Skater hin und her fahren, hinten im Hof spielen Kinder im Sandkasten.
Die Sonne scheint und man könnte auch einfach draußen sitzen bleiben, einen Obstsalat essen und die Szenerie genießen. Die Eingänge von fast jeder Seite und das bunte Treiben drinnen, lassen einen aber doch neugierig werden. Der Eintritt für Kunststudenten aus aller Welt ist übrigens umsonst.
Im Entrée wird einer Gruppe von Kindern die Kunst des kalifornischen Konzeptkünstlers Lawrence Weiner erklärt, sie ordnen gerade Buchstaben, das Lachen und den Lärm hört man wegen der Architektur in ganzen Gebäude. Zur Zeit ist eine Ausstellung von Weiner, Papierarbeiten mit dem gleichen Wortwitz wie immer auf Englisch, Spanisch und Catalan.
Hat man die hellen Aufgänge verlassen, alles ist strahlend weiß mit riesigen Glasflächen und Oberlichtern,schlucken einen die abgedunkelten Ausstellungsräume. Hier findet man unter anderem die katalanische Künstlerin Eulàlia Grau. Der Schwerpunkt ihrer Arbeit liegt auf Collagen und Fotomontagen mit Fotos aus Tageszeitungen. Die Themen sind unterschiedlich, doch immer wieder scheint es auch um das Machtverhältnis zwischen Männern und Frauen zu gehen. Durch das Vokabular das sie benutzt, nämlich die Zeitungsausschnitte die ein jeder kennt, erreicht sie den Betrachter sehr schnell. Trotz des Retro-Effekts verbindet Eulàlia diese so geschickt aber auch selbstverständlich, dass sie eine Eigenständigkeit bekommen, zart koloriert und schlüssig in einander gefügt. So ernst die Themen der Arbeiten die vor allen Dingen in einer Umbruchszeit/Krise in Spanien entstanden sind auch sein mögen, sieht man zum Beispiel das Bild der gestrauchelten Braut die inklusive Brautstrauß gerade weggesaugt wird, dann muss man unweigerlich