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26. Mai 2016

Ins rechte Licht gerückt

Wieder einmal zeigt das NRW-Forum in Düsseldorf eine Ausstellung die sich an der Schnittstelle von Mode, Fotografie und Kunst bewegt „Horst-Photographer of Style“ (12.02.2016-22.05.2016). Die vom Victoria and Albert Museum London kuratierte Retrospektive zeigt 250 Fotos aus 60 Jahren Schaffenszeit des Fotografen Horst P. Horst, der vor allem für seine Modefotografien und Starportraits bekannt wurde.
Wie viele Erfolgsgeschichten fängt auch die von Horst Paul Albert Bohrmann klein an. Er studiert Architektur in Hamburg und bekommt einen Praktikumsplatz bei Le Corbusier in Paris. Dort angekommen begeistert ihn weniger sein Praktikum, dafür umso mehr das Pariser savoir-vivre. In einem Straßencafé lernt er den Cheffotografen der französischen Vogue kennen und wird sein Modell, Freund und Liebhaber. Damit beginnen sich für Bohrmann, der selbst fotografiert, erste Türen zu öffnen. Beide siedeln nach New York über und Bohrmann arbeitet für die amerikanische Vogue. Sein Name geht, er heißt jetzt Horst P. Horst, die Bekanntheit kommt.
Den Großteil von Horst fotografischem Oeuvre nehmen kleinformatige schwarz-weiß Fotografien ein. Diese sind eine Inszenierung der weiblichen Schönheit, er arbeitet mit wenigen Modellen, die er in klassischen Kompositionen inszeniert. Horst späterer Biograph und Lebensgefährte Valentine Lawford sagt von Horst er würde seine naive Vorstellung einer makellosen Welt umsetzen. Bezüge zu klassischer Architektur und Kunst aber auch zu damals aktuellen Strömungen wie dem Surrealismus lassen sich erkennen.
Nach dem zweiten Weltkrieg verändert sich die Modefotografie, Farbe kommt hinzu, die Formate werden größer. Horst inszeniert jetzt vor allem Celebrities für die Cover der amerikanischen Vogue. Seine Fotos aus dieser Zeit sind weniger opulente Inszenierungen, sondern mehr gut durchdachte Kompositionen von Farbe und Form. Dennoch behält er seine eigene Handschrift, wie er selbst sagt: „ Mode ist Ausdruck einer bestimmten Zeit. Eleganz ist etwas anderes.“ Das ist es was alle fotografischen Arbeiten von Horst eint, in seinen Bildern wird zwar Mode inszeniert, doch im Fokus steht immer die Eleganz. Diese Eleganz geht weit über die Ablichtung von Trends und Zeitphänomenen hinaus und macht die Fotografien zeitlos.
Verlässt man das NRW-Forum und führt einen der Heimweg über die Königsallee, ist man nach dieser zeitlosen Eleganz erstaunt über die Entwicklung der Modefotografie. Meterhoch guckt einen neckisch der spärlich bekleidete Justin Bieber an, mit der Unterschrift „Ich stelle mich in meinen Calvins zur Schau“. Genauso wohl fühlen sich übrigens scheinbare Normalos wie der Musiker Kendrik Lamar und die Künstlerin FKA Twigs in ihren Calvins. Nur wenige Meter weiter starren einen hohlwangige, stelzen-beinige Zwölfjährige im neusten Pret-a Porter-Schrei an. Wie der Weg von Horst dahin führen konnte, steht auf einem anderen Blatt geschrieben.