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30. August 2013

Kunst am Bau

Das Museum Ludwig in Köln, eine Institution für zeitgenössische Kunst ist immer einen Besuch wert, ohne das man vorher groß gucken muss, was für eine Ausstellung gerade ist. Die Wechselausstellungen sind vielfältig und dann hat man auch noch die umfangreiche Sammlung, die diverse Kunstrichtung umfasst und vor allen Dingen in Sachen Pop Art, das ein oder andere Schmankerl zu bieten hat.
Sollte man sich dieser Tage zufällig und nichts böses ahnend ins Museum Ludwig verirren, so kann man vor allen Dingen Absperrband, Holzkartons und Löcher in den Wänden bestaunen. Offiziell gezeigt werden „Meisterwerke der Moderne“, vor allen Dingen Expressionismus, hier ein Kirchner, dort ein Nolde. Ohne diese herabwürdigen zu wollen, hat man die meisten der Bilder schon 2-3 mal gesehen, so dass sie einem maximal ein müdes Gähnen entlocken.
Darüber hinaus die heimgekehrten Bilder von Gerhard Richter, nachdem sie als Leihgabe in diversen Museen waren. Es ist als würden sie einen verfolgen, gerade noch in Barcelona gesehen und kaum wieder in heimischeren Gefilden wie Köln unterwegs, schwups sind sie auch wieder da die Gerhard Richters.
Wirkliche neue Einblicke liefern einem hingegen die Arbeiten der amerikanischen Künstlerin Jo Baer, die eine der ganz wenigen Malerinnen des Minimalismus ist. Die Bilder sind bestechend klar, oft monochrome weiße Flächen, die jeweils von einem farbigen und einem schwarzen Streifen gerahmt werden oder sehr reduzierte geometrische Muster. Die Zeichnungen, teilweise Vorarbeiten für die Bilder, nehmen die rasterhaften Strukturen des karierten Papiers auf. Die Art Papier, welches heutzutage geradezu nostalgischen Charakter hat, vergilbtes Weiß durchzogen von hellblauen und roten Strichen, so wie das Millimeterpapier, das vor einiger Zeit noch von Ingenieuren und Architekten für technische Zeichnungen benutzt wurde. Baer übernimmt teilweise sogar Farbigkeit und Struktur des Papiers um die Zeichnungen größer auf Leinwand umzusetzen.
Hat man die wenigen Räume dieser Ausstellung durchschritten und dann vielleicht noch einen Abstecher zu Kathryn Andrews gemacht, um sich ihre wirklich kuriosen Rauminstallationen anzugucken, ist der Spaß auch schon vorbei. Den Weg in den Keller zur Pop Art Sammlung sollte man dieser Tage tunlichst vermeiden. Während links noch einzelne Arbeiten stehen, ist rechts nur eine Wand mit Löchern und abbröckelnder Farbe. Es fehlt eigentlich nur, dass die übrig gebliebenen Arbeiten eine Staubschicht von den Umbauarbeiten bedeckt und an irgendeine Plastik ein Besenstiel angelehnt ist. Die Baustellenatmosphäre nimmt den übrig gebliebenen Arbeiten jeden Reiz und ist irgendwie, wenn auch keine beabsichtigte, trotzdem eine mangelnde Wertschätzung.
Selbstverständlich müssen Ausstellungen und auch Sammlungen neu konzipiert und organisiert werden und das erfordert Umbauten. Das Museum Ludwig weißt auf seiner Homepage darauf hin, dass zur Zeit Umbauarbeiten sind und es deshalb zwischenzeitlich vergünstigte Eintrittspreise geben wird, davon ist an diesem tristen Sonntag aber noch nichts zu sehen. Der ermäßigte Eintritt kostet immer noch 7 Euro, wobei Kunststudenten sonst in die meisten Kunstmuseen umsonst kommen oder der Eintritt nicht mehr als um die 3 Euro kostet, nicht so hier. Andere Museen haben für dieses Problem eine wirklich innovative Lösung gefunden, sie schließen zwischen den einzelnen Ausstellungen, vielleicht wäre das auch mal eine Überlegung für das Museum Ludwig.