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20. September 2013

Heut malen wir was an die Wand

Zur Zeit widmet sich die Kunsthalle Bielefeld dem äußerst interessanten Thema des Wandbildes, ursprünglich entstanden in den 1960er-Jahren als Protest gegen den Kunstmarkt, da sich das Wandbild nur schwer verkaufen lies. In der Bielefelder Ausstellung „Auf Zeit-Wandbilder, Bildwände“ wird nun dieses Thema aufgegriffen. Den Protestcharakter hat es zwar inzwischen längst verloren, besonders in öffentlichen Raum begegnen einem Wandbilder auf Schritt und Tritt, sein es nun illegale Werke von Streetart-Künstlern, die dann oft politisch sind, oder die legal angefertigten Auftragsarbeiten von Künstlern als Gegenpool zur Tristheit der Umgebung.
So oder so, das Wandbild ist ein Bild an der Wand und diese Tatsache birgt einige Aspekte in sich die es sehr interessant machen. Zum einen wäre da die Wand selber, in der Regel mehrere Meter hoch und breit, die es zu bespielen gilt, was auch wenn sie nicht komplett genutzt wird ein sehr extremes Format ist. Dann kommt hinzu der Ort, der Ort an dem die Wand steht und somit auch der Künstler arbeiten muss, dies schafft zwangsläufig einen Ortsbezug, der sonst nicht gegeben ist.
Diese Charakteristika machen das Wandbild aus, sind allerdings auch die Schwierigkeiten für den Künstler. Die Architektur der Kunsthalle Bielefeld bietet an sich beste Voraussetzungen für das Wandbild, konzipiert in Form von großen rechteckigen Wandpaneelen die wie Stellwände den Raum strukturieren ohne ihn wirklich zu zerteilen, überall findet man Eingänge, Ausgänge und Durchblicke, die viele verschiedenen Perspektiven ermöglichen.
Innerhalb dieser illustren Mauern hatten die Künstler einige Wochen Zeit, um die Wände nach ihren Vorstellungen zu gestalten. Die Spanne der Ergebnisse ist, nun ja, sehr groß. Die Frage ob es einigen Künstlern zu blöd war direkt vor Ort zu arbeiten oder das Bewusstsein über die sehr kurze Lebensdauer des Kunstwerkes doch zu präsent war, kann nicht direkt beantwortet werden. Vieles sieht allerdings danach aus, als hätten diese Faktoren die entscheidende Rolle gespielt.
Aber natürlich lassen sich auch hier Kirschen auf dem Kuchen finden, einigen ist es gelungen eine großformatige neue Seherfahrung zu schaffen. So lies zum Beispiel eine Künstlerin die Wand partiell so schleifen und polieren, dass sie aussieht wie eine milchige Glasfläche. In dieser spiegelt sich auf Grund des daneben liegenden Fensters der Park mit rechteckigen Teichen, der an die Kunsthalle grenzt. Eine seltsam verzerrte Abbildung des Außenraums also.
Doch dies ist nur eine von einigen interessanten Arbeiten, aber gerade beim Wandbild ist es doch viel schöner selber zu gucken, als drüber zu lesen. Besonders in Anbetracht dessen, dass die Wände bald wieder weiß sind, möchte ich es hier mit einem der ausgestellten Künstler, Michel Majerus, halten:
„What looks good today, may not look good tomorrow.“